1. Schulsituation
    Die Oberschule Scharnebeck besteht seit dem 01. August 2010 und ist eine Schule mit derzeit über 620 Schülerinnen und Schülern sowie ca. 50 Lehrkräften und Beschäftigten im nordöstlichen Nahbereich der Hansestadt Lüneburg.

Der Hauptschulzweig der OBS Scharnebeck hat neben der Wissens-vermittlung sowie der Erziehung und einer Persönlichkeitsbildung auch immer stärker den Bereich der Berufsorientierung übernommen. Unsere Kinder kommen häufig aus zerrütteten Familien. Erziehung und Unterstützung findet in vielen Elternhäusern nur unzureichend statt. Manche unserer Schüler[1] werden von Erziehungshilfemaßnahmen und Erziehungsbeiständen begleitet.

Die Unterrichtsarbeit wird durch oben beschriebene Bedingungen sehr erschwert oder gar unmöglich. Auffällige Schüler müssen immer wieder aus dem Unterricht genommen und in Einzelgesprächen beruhigt und stabilisiert werden. Neben fachlichen Defiziten treten als langfristige Folge dieser aufgezeigten ungünstigen Voraussetzungen deutliche Hemmnisse in der Berufsorientierung und im Berufseinstieg auf, welche einen zusätzlichen Unterstützungsbedarf bedingen.

  1. Schulkonzept

Unsere Schule hat ein Konzept entwickelt, um die Stärkung der Schülerpersönlichkeit zu ermöglichen und zu fördern. Die Darstellung ist eine nicht abschließende Aufzählung von Maßnahmen, die das Schulleben begleiten und bestimmen.

I.

Im Unterricht

Aufstellen von Regeln

-       Unterrichtsbeginn

-       Unterrichtsende

-       das Unterrichtsgespräch

-       das Miteinander im Klassenverband

-       Mappen- und Heftführung

-       Hausaufgaben

-       Arbeitsmaterialien

II.

Soziales Verhalten und Verantwortung übernehmen

Stärkung des Selbstbewusstseins und Rollenidentifikation

-       Gewaltprävention
- Konfliktlotsen
- Coole Kerls
- Drogenprävention

-       SV-Seminare

-       Beteiligung in den schulischen Gremien

-       Schulgestaltung
- Verschönerung der Schule
- pfleglicher Umgang mit dem Inventar
- Ordnung in den Klassen
- Feste feiern
- Mitgestaltung des Dorffestes, Weihnachtsmarktes etc.

-       Patenschaften zwischen älteren und jüngeren Schülern

-       Türaufsichten in den Pausen

-       Buslotsenprojekt

-       Schulsanitäter

-       Klassenfahrten

-       Schülerzeitung

-      

III.

Lebensplanung

-       Lebensplanung (Pro Familia)

-       Sexualerziehung

-       Gesundheitserziehung (z.B.: Aidsprävention durch das Gesundheitsamt)

IV.

Berufsorientierung

-       Praxistage                            Klasse 8: 10 Tage

-       Betriebspraktikum               Klasse 8: zwei Wochen
                                              Klasse 9: drei Wochen

-       Bewerbungstraining          Klasse 9: eine Woche

-       Betriebserkundungen

-       Besuch des BIZ

-       regelmäßige Berufsberatung in der Schule durch die Agentur für Arbeit

-       Teilnahme am Zukunftstag

-       Tag der offenen Tür           è

-       Schnuppertage                  â       Berufsbildende Schulen  

-       Berufsfindungsmarkt         æ

-       Info-Mobil des Arbeitgeberverbandes NORDMETALL e. V.

-       Alle zwei Jahre eine schuleigene Berufsinformationsmesse in Zusammen-arbeit mit Betrieben, Einrichtungen und Institutionen im Großraum der Gemeinde Scharnebeck

-       Kooperation und Vernetzung mit außerschulischen Einrichtungen und Anbietern

-      

V.

Friedenserziehung

Zum Beispiel Projekt mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge

Dreisäulenkonzept:

1. Säule:      Ab Klasse 7 Pflege der KZ-Grabanlage in Hittbergen mit geschichtlicher Aufarbeitung ab Klasse 8 bzw. 9.

2. Säule:      Haus- und Straßensammlung für den VDK in Scharnebeck Klasse 9 und 10

                      Hintergrundinformation: Aufgaben des VDK

3. Säule:      Projektfahrten der 10. Klassen (zu Beginn des Schuljahres)

                      - Gräberpflege im Ausland
- geschichtliche Aufarbeitung
- Land und Leute heute
- Stärkung der Klassengemeinschaft

Bei den oben beschriebenen Vorhaben werden die verschiedensten Institutionen einbezogen.

Eine Aufzählung soll genügen:


Örtliche Polizei

PädIn

Gesundheitsamt

Pro Familia

Krankenkassen

Arbeitsverwaltung (Agentur für Arbeit)

Ortshandwerkerschaft Scharnebeck

Handwerkskammer Lüneburg

VDK

Deutsches Rotes Kreuz

Berufsbildende Schulen


Das oben dargestellte Konzept wurde in den letzten Jahren entwickelt und es wird fortlaufend engagiert von Lehrern und Schülern umgesetzt. Deutliche Schwierigkeiten bereitet immer wieder der Faktor Zeit. Die einstige Hauptaufgabe der Wissensvermittlung bekommt dabei einen veränderten Stellenwert. Unter dem Aspekt der Durchführung der zentralen Abschlussarbeiten und der verstärkten Berufsorientierung muss dem Lernen, der Wissensvermittlung und dem Erwerb verschiedener Kompetenzen mehr Zeit eingeräumt werden.

Eine sozialpädagogische Fachkraft trägt hier in einem erheblichen Umfang zur Entlastung der eigentlichen Lern- und Unterrichtsstunden bei, da sie im Bereich der Berufsorientierung arbeitend die Stundensituation der Lehrkräfte um eben dieses Moment entlastet, ohne dass die Schule dadurch diesen wichtigen Aspekt für und im Sinne der Schüler vernachlässigt.

  1. Sozialpädagogische Fachkraft

Eine sozialpädagogische Fachkraft kann vor dem aufgezeigten Hintergrund die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, die in dem RdErl. d. MK vom 27.04.2010 „Die Arbeit in der Hauptschule“ unter Pkt. 2.2 postulierte „individuelle Berufsorientierung“ in Kooperation und gegenseitiger Ergänzung mit den Lehrkräften vorzunehmen bzw. zu unterstützen und an der in Pkt. 2.3 geforderten „Bildung einer Gesamtpersönlichkeit“ der Schüler mitzuwirken.

Konkreter hieße dieses im Aufgabenbereich des Übergangsfeldes Schule-Beruf für eine Sozialpädagogische Fachkraft die gezielte Unterstützung der Schüler bei Maßnahmen der Berufsorientierung und Berufsbildung, um für und mit den Schülern die Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg zu verbessern und ihre Ausbildungsfähigkeit zu erhöhen.

FACHKRAFT SOZIALPÄDAGOGIK – mögliche Aufgaben:

-       Einzelfallhilfe im Bereich der Berufsorientierung und Berufsbildung:

-       Begleitung bei der Durchführung von Kompetenzfeststellungs- verfahren

-       Hilfe bei der Suche von Praktikums- und Ausbildungsplätzen

-       Betreuung bei Problemen im Praktikum in Ergänzung zu den betreuenden Lehrkräften des Praktikums, insbesondere bei einem ggf. vorkommenden Praktikumsabbruch (Aufarbeitung)

-       Unterstützung und Beratung bei der Anmeldung an den BBS

-       Unterstützung bei Bewerbungsschreiben

-       Vorbereitung (Coaching) von Einstellungstests und -gesprächen

-       Verknüpfung von Arbeitswelt und Schule durch die Kooperation und Vernetzung mit außerschulischen Einrichtungen und Anbietern (Berufsberatung der Agentur für Arbeit, Fachberatung Berufs-orientierung…)

-      

-       Beratung und Einzelfallhilfe zur Unterstützung der Lehrkräfte im Bereich der Gesamtpersönlichkeitsbildung/Ausbildungsfähigkeit:

-       Problemen von Schülern mit Alkohol oder Drogen

-       Schwangerschaften von Schülerinnen

-       Intervention in Konflikt- und Krisensituationen

-       Bei Schulverweigerern Kontaktaufnahme mit Elternhaus + Jugendamt

-       Hilfestellung und Beratung bei Neueingliederung von Schülern

-       Fachliche Begleitung bei Krisenelternabenden

-       Kontaktvermittlung und -pflege zu außerschulischen Institutionen (Drobs, Pro Familia, Jugendzentrum der Gemeinde, Sozialraum-konferenz, PädIn usw.)

-      

  1. Zusammenfassung

Die unter Punkt 1 beschriebene Schulsituation und das unter Punkt 2 dargestellte Schulkonzept spiegeln sehr deutlich die Situation und die Aufgaben unseres Hauptschulzweiges wieder. Das Konzept kann in sich allerdings noch so sinnvoll und schlüssig sein, wenn jedoch die notwendigen Ressourcen (hier insbesondere die Personalressourcen) fehlen, führt es zu keinem sinnvollen Ziel. Lehrkräfte sind einerseits oft in ihrer täglichen Arbeit mit einer individuellen Intervention überlastet, sie können auffälligen Schülern im Klassenverband nicht gerecht werden, die Unterrichtsarbeit leidet stark; andererseits können sie aufgrund ihrer vielfältigen sonstigen Verpflichtungen vielen notwendigen Teilschritten in der Berufsorientierung und Berufsbildung nicht den angemessenen Spielraum gewähren. Dieses Konzept kann daher nur in gegenseitiger Ergänzung und Kooperation von Schule und Jugendhilfe umgesetzt werden. Eine sozialpädagogische Fachkraft kann in diesen Zusammenhängen in vielen Situationen – siehe mögliche Aufgaben – die ungünstigen Konstellationen entschärfen, hilfreich intervenieren und dem geforderten Ziel eine neue, eine realistischere Perspektive auf Erreichung verschaffen.



[1] Aus sprachlichen Gründen wird im weiteren Verlauf dieser Konzeption lediglich die männliche Form „Schüler“ verwandt; selbstverständlich sind damit auch die Schülerinnen unserer Schule einbezogen.

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